N'Joshona's Erzählung

Ha, das wüßtet ihr wohl gerne, was meine Abstammung ist. So jemanden wie mich sieht man ja nicht alle Tage.

Mein Vater war ein Thorwaller, Sigurt Sturmherz, ein waschechter Piratenkapitän. Er war so groß wie ein Bär, so stark wie ein Löwe und so listig wie eine Schlange. Geladen war er auf die Hochzeit dieses Wüstenfürsten. Weil er dem einen Gefallen getan hat . . . ich glaube er hat ihm ein magisches Schwert, das aus dem Familienbesitz geklaut worden war wiedergebracht. Irgendwie sowas.

Dieser Fürst, wie hieß der noch mal . . . Abdu oder Rhabu oder so? Also der Freund meines zukünftigen Vaters, wollte eine Moha-prinzessin ehelichen. Jamina hieß sie und war ihm von diesem üblen Al'Anfaner als Sklavin verkauft worden. Aber sie war so schön, daß er ihr total verfallen ist - und als er hörte, daß sie eine richtige Prinzessin war, da wollte er sie zu seiner Hauptfrau machen. Natürlich hat er dabei nicht bedacht, daß er schon verheiratet war, und Silandra, die erste Frau, hatte keine Lust, einer ehemaligen Sklavin auf den zweiten Platz zu weichen, Prinzessin oder nicht.

Da kam nämlich mein Vater dann ins Spiel. Den hat Silandra, die erste Frau, bestochen, daß er meiner Mutter einen vergifteten Wein gibt. Er sollte nämlich auf Wunsch des Bräutigams die Braut führen. Denn der richtige Vater, der das sonst macht, der war ja noch im Urwald, den konnten die nicht erreichen. Und weil mein Vater diesem Fürsten (ich komm einfach nicht auf seinen Namen), weil er dem diese unglaubliche Freude bereitet hatte (mit dem Schwert), sollte er die Braut zum Ritual führen.

Ja genau, als Brautführer und der gibt der Braut ein Getränk, na und das war vergiftet - von der ersten Frau, der Silandra. Aber als mein Vater dann Jamina gesehen hat; also meine zukünftige Mutter; als der sie gesehen hat in ihrem ganzen Liebreiz, und den Kurven und so, da hat er sich gesagt das sie viel zu schade zum umbringen sei, und er hat den Wein verschüttet.

Und dann wurde sie doch an den Fürsten verheiratet. Aber dann, nach der Trauung, beim Tanzen, da hat Sigurt um einen Tanz mit Jamina gebeten. Und in der engen Umarmung, beim Tanzen, da hat er sie dann gefragt, ob sie mit ihm durchbrennen würde.

Meine Mutter, also die war ja so erleichtert, die war nämlich ganz entsetzt, von dem Gedanken zu so einem ollen, fetten, schleimigen Wüstenwurm verheiratet zu sein, und sein Bett zu teilen, und seinen . . . na ja, das fand sie jedenfals widerlich, widerlich. Drum hat sie zu dem hühnenhaften jungen Piratenkapitän natürlich nicht nein gesagt. Der Sigurt ist dann mit ihr an die frische Luft. Das konnte er ja wo er das Vertrauen des Fürsten hatte.

Und dann haben sie sich zwei Shaddifs,  einen Hengst und eine Stute geschnappt und sind in wilder Jagt durch die Wüste abgehauen. Drei Wachen mußte mein Vater niedermachen, um an die Pferde heranzukommen und dann wäre er noch beinahe von hinten niedergeschlagen worden von einem vierten. Aber den hat Jamina die Kehle durchgeschnitten. Die war nämlich garnicht so ohne.

So sind sie dann geflohen. Zwei Tage durch die Wüste, ohne einen Tropfen Wasser, immer mit den grausamen Schergen des Fürsten auf den Fersen. Aber weil sie sich ja die besten Pferde genommen hatten, waren sie schneller. Und haben das Piratenschiff meines Vaters erreicht, das noch an der Küste vor Anker lag. Und auf dem Schiff da haben sie dann eine Piratenhochzeit gefeiert - Ganz ohne Priester aber mit viel Wein und Gesang, und natürlich Rauschkraut und Bremer Feuer und  Kuchen und Bier und Wurst und  Met und Opium und was sie sonst noch alles hatten.

So kam ich dann bald zustande. Wir haben auf einer Pirateninsel gelebt, den Drachenzahn-Inseln. Und mein Vater war der unumstrittene Anführer. Er war doch so listig wie eine Schlange, so groß wie ein Bär und so stark wie ein Löwe. Hammerhand haben sie ihn genannt. Und ich war sein Liebling. Ja, er hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen.

Meine Mutter hat nach mir keine Kinder mehr haben können. Sie war sehr traurig darüber. Hat wohl auch das rauhe Seeklima nicht so gut verkraftet. Hat immer ein bißchen gekränkelt. Dann war diese Choleraepedemie vor fünf Jahren. . . Mein Vater hat ihren Tod nie recht verwinden können, . . . ist ganz weich geworden, sonst wäre ich heute noch eine Seeräuberprinzessin.

Denn weil er nicht mehr so richtig bei der Sache war ist er abgesetzt - also umgebracht worden. Von so 'nem richtigen Kampfschwein, der war sein erster Maat gewesen. Der wollte mich auch noch haben - in seinem Bett. Aber mit mir kann man sowas nicht machen! Ich habe so getan als ob ich mitspiele und dann habe ich ihm seine Knöllchen abgebissen. Der tut jetzt keinem mehr was zu Leide, singt vielleicht im Knabenchor.

Dann mußte ich weg - hab mich auf ein Schiff geschlichen und versteckt. Seitdem ziehe ich umher und suche mein Glück. Man darf halt nicht über verlorene Schätze weinen, sondern mu? sie hinter sich lassen und draus machen, was man kann.
 
 

Was wirklich geschah



 
 
 
 

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