Salara

Also, was ich bisher so gemacht habe wollt Ihr wissen, da? ist nicht so ohne weiteres in ein paar Worten gesagt. Geboren bin ich am vierten Rondra. Angeblich gab es da ein Erdbeben, aber es kann auch sein, da? mein Vater das nur sagte um mich zu ärgern. Über meine Mutter wei? ich eigentlich kaum etwas, au?er ihrem Namen, und da? sie in Donnerbach lebte, wo auch ich meine ersten fünf Lebensjahre verbrachte. Kurz nach meinem fünften Geburtstag kam sie ums Leben, irgendeine Krankheit hat sie dahingerafft.

Teloriama Traumschlange hie? sie, klingt das nicht wundervoll? Händlerin sei sie gewesen, aber erinnern kann ich mich da an nichts. Nur machmal ist da diese Sehnsucht, und ich habe oft so seltsame Träume, aber beim Aufwachen sind dann alle Bilder weg, nur das Gefühl bleibt . . .

Zwei Halbbrüder hatte ich auch noch, die waren richtige Elfen, Shayar und Madayar, . . . aber die sind damals auch gestorben. Irgendwie haben sich alle recht früh verabschiedet - meinenVater hats ja dann auch erwischt, der ist vom Hochseil gestürzt . . . Na ja, nach dem Tod meiner Mutter haben die anderen Elfen sich wohl gedacht, ich sei irgendwie nicht so gutes Karma, jedenfalls haben sie mich dann zu meinem Vater gegeben, Talor der Unglaubliche, er war Akrobat bei einer Gauklertruppe.

Er war ein gro?er Künstler, seinesgleichen habe ich auf meinen Reisen nicht nochmal gesehen. Nicht so einer von diesen Aufschneidern, die sich gerade so eben auf dem Seil halten können, und das dann eine Darbietung nennen. Der hat sich da oben bewegt, als wäre's ein Tanzparket. Manchmal hat er davon erzählt, was in seiner Heimat, in Al'Anfa, die Schausteller so zu bieten haben. Verglichen mit denen sei er noch ein Weisenknabe, hat er immer gesagt. Meiner Meinung nach hat er aber nur kokettiert.
Ich hab das Jonglieren von ihm gelernt, das war auch ein Bestandteil seiner Show; und für's Seil hat er mich ausgebildet, aber damit war ich noch nicht sicher genug, als da? er mich bei den Vorführungen hätte mitmachen lassen. Na ja und dann war's ja zu spät . . .
Die alte Trulia steckte dahinter, obwohl die so scheinheilig getan hat. Sie war die 'Stammesmutter' sozusagen, die Mutter des Anführers, Wahrsagerin und Weise Frau. Mein Amulett wollte sie mir abknöpfen, schon seit sie es ein paar Tage vor dem Sturz zum ersten mal zu sehen bekommen hatte.

Vor drei Jahren als ich gerade siebzehn geworden war, hatte ich es entgegen Talors Verbot unter meinem Hemd getragen. Ich konnte es einfach nicht lassen, habe immer so ein ungutes Gefühl, wenn ich es nicht am Körper trage; immerhin ist es ja mein stärkster Talisman. Beim Training ist es dann rausgerutscht. Und Trulia hat Stielaugen bekommen. Talor hat es leider auch bemerkt, und ich habe die grö?te Tracht Prügel meines Lebens bezogen.

Trulia kam dann später zu mir, Mitleid heuchelnd weil er mich so zugerichtet hatte; als ob sie das vorher je interessiert hätte. Wollte das Amulett nur mal berühren. Aber darauf habe ich mich natürlich nicht eingelassen! Talor hatte mich vor ihr gewarnt, ich sollte's ihr noch nichtmal zum Anschauen gegeben. Drum war sie sauer.

Als nächstes sind wir nach Gareth, wo wir eine ganz besondere Vorstellung zu einem Fest gegeben haben. Talor wollte natürlich mal wieder die Sensation sein. Über 20 Schritt hoch war das Seil gespannt, zwischen zwei Türmen. Ja, und Trulia hatte einen Zauber auf das Seil gelegt, um es abzusichern. Er war einfach fabelhaft da oben, auf einem Wagenrad ist er geritten! Es war wunderbar. Bis dann mitten in Talors Vorstellung plötzlich da? Seil gerissen ist . . .

Ich werde dieses Bild nie vergessen. Er stand noch einen Augenblick da als ob er es selbst nicht glauben konnte. Und dann wie ein Stein hinab in die Tiefe. Keine zwei Schritt von mir schlug er auf. Ich war zuerst wie gelämt. Stand nur da und starrte auf seinen zerschmetterten Körper. Stellt euch vor, er hat noch gelebt! Ich bin dann zu ihm hin, genau wei? ich nicht mehr was dann geschah, nur da? er mir zuflüsterte, ich solle fliehen, ich wäre in Gefahr. Seine Stimme kommt manchmal in meinen Alpträumen wieder, als wenn er schon aus Borons Reich gestprochen hätte.

Und dann wollte mich die Alte greifen. Hat es doch tatsächlich gewagt mich anzufassen. Ich wu?te gleich, da? er sie gemeint hatte, da? sie für mich eine Bedrohung war, und ihn umgebracht hatte. Ich habe auf sie eingeschlagen und es ihr ins Gesicht gebrüllt, da? sie eine Mörderin sei, und dann kam ihr Sohn und wollte mich festhalten. Da bin ich abgehauen. Habe mich erst mal versteckt.

Später bin ich einfach nur ziellos umhergereist, und habe versucht Davron zu finden. Er ist ein Halbelf wie ich, ein Barde, der bis ein Jahr vor Talor's Unfall bei unserer Truppe war. Hat traumhaft gut gesungen und jongliert, wir sind immer zusammen aufgetreten, vor und nach Talor's Vorstellung, das ist gut angekommen.

Ich mochte ihn sehr und er mich auch, da bin ich mir ganz sicher! Wir haben uns oft ganz lang unterhalten, er war der einzige, der sich je für mich interessiert hat. Ich meine für mich, wer  ich bin und woher ich komme, und was ich so fühle; nicht nur für meinen Körper. Klar, den wollten schon immer jede Menge Menschen, scheinbar fahren die ziemlich auf Halbelfen ab.

 Bisher hat mich aber noch keiner gehabt! Mein Körper ist ja nur ein sehr unwesentlicher Teil von mir. Nur Davron war da anders, ich werde ihn nie vergessen.  Warum Talor ihn nicht mochte, konnte mir garnicht erklären. Wo wir doch so erfolgreich zusammengearbeitet hatten!

Eines Abends habe ich dann mitbekommen, wie sich mein Vater und Davron heftig gestritten haben, und Davron war am nächsten Morgen weggegangen. . . . Hatte sich noch nichtmal von mir verabschiedet. Ich hab's dann gewagt, Talor zu fragen, was denn vorgefallen sei, aber dafür habe ich dann nur Prügel bezogen. Geschah mir recht, warum konnte ich meinen Mund auch nicht halten? Wo ich doch oft genug seine ungeduldige Faust zu spüren bekommen hatte.

Nachdem ich von den Gauklern geflohen war, dachte ich mir, das ich bei Davron sicher wäre. Vielleicht könnten wir ja sogar zusammen was aufziehen; wie in den guten alten Zeiten. Es war doch so schän gewesen. Also habe ich mich auf die Suche nach ihm gemacht. Ein hoffnungsloses Unterfangen!

Später habe ich dann diese verrückte Elfe getroffen; das war das erste Mal, da? ich jemandem vom Volke meiner Mutter begegnet bin. Nur einmal hatte ich einen gesehen, damals in Gareth, einen Tag vor Talors Sturz. Aber der hatte nur mit meinem Vater geredet, ich glaube mich hat der garnicht gesehen. Aber in dieser heruntergekommenen Schänke, in einem kleinen Kaff irgendwo in der Pampa, da habe ich mit einer echten Elfin gesprochen!

Ich bin dort aufgetreten, quasi für ein Butterbrot und Übernachtung, war damals schon gut abgebrannt. Sie kam nach meiner Vorstellung zu mir und hat angefangen mich auszuquetschen. Und ich habe ihr alles erzählt - die ganze Geschichte meines Lebens, was sonst garnicht so meine Art ist! Obwohl, das Amulett habe ich glaube ich doch nicht erwähnt.

Irgendwas an ihr hat mich total verzaubert, nicht so wie durch 'nen Spruch, nein ganz anders. Sie war ganz bei mir, so . . . mitfühlend . . . und fast empört. Das war spürbar, obwohl sie nicht viel dazu gesagt hat. Nachdem ich alles erzählt hatte, schwiegen wir sehr lange.
Dann murmelte sie, da? vieles daran auffällig wäre, sie aber nichts weiter dazu sagen wolle, au?er, da? ich mich nicht mehr von menschlichen Nahrungsmitteln ernähren solle, weil die mich total verändern würden, und ich solle versuchen, in einer elvischen Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Ich wäre schon total badoc, und könne auf diesem Weg unmöglich mein Heil finden. Meine Seelenkraft habe ich verloren. Vorallem aber solle ich mich davor hüten, mich einem Menschenmann hinzugeben, denn das würde etwas in mir unwiederbringlich zerstören und eine Rückkehr zu meinem Volke fast unmöglich machen.
Danach ist sie einfach gegangen, hat mir noch nichtmal ihren Namen gesagt! Ich dachte sie würde nochmal zurückkommen, wartete aber vergebens.

Der Wirt konnte mir dann zu ihr auch nicht viel sagen, au?er da? sie irgendwo dort im Wald wohnen würde und wegen ihres Wahnsinns sowohl von Menschen als auch von Elfen gemieden wird.
Das mit dem Essen habe ich mir dann doch zu Herzen genommen. Drum e? ich auch so oft wie möglich die Sachen so, wie sie gewachsein sind und damit gehts mir sehr gut, bin viel klarer geworden. Als ich aber eine Elfengemeinschaft aufsuchen wollte, sind mir dauernd diese Krähen gefolgt, und das ist ja ein sehr schlechtes Zeichen, drum habe ich es sein gelassen.

Dann habe ich mich bald euch angeschlo?en. Schien mir irgendwie sicherer mit mehreren Männern zu reisen als allein. Und ihr wart die ersten gewesen, die keine plumpen Annäherungsversuche gemacht haben.
Der einzige Plan den ich habe, ist da? ich nach Donnerbach gehen will. Immerhin habe ich dort ja noch Verwandschaft, nehme ich mal an. Und wer wei?, wenn es bestimmt ist, werde ich Davron auf meinen Reisen begegnen . . .
 
 

homerun

copyright by scerijne